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07/18/2022

Grenzenlos Pflegen und Betreuen in Balderschwang

Hochschule übergibt Konzept für grenzübergreifende Pflegeversorgung

V. l. n. r. Prof. Dr. Philipp Prestel (IGG), Prof. Dr. Wolfgang Hauke (Präsident Hochschule Kempten), Prof. Dr. Johannes Zacher (IGG), Gerhard Beer (1. Bürgermeister der Gemeinde Hittisau), Konrad Kienle (1. Bürgermeister der Gemeinde Balderschwang), Anke Lässer (Gemeinderat Balderschwang), Peter Sonneborn (Gemeinderat Balderschwang).

„Grenzenlos Pflegen und Betreuen in Balderschwang“ ist der Name eines Handlungskonzeptes, das die Hochschule Kempten vor Kurzem den auftraggebenden Gemeinden Balderschwang und Hittisau sowie dem Sozialsprengel Vorderwald überreichte. Das Handlungskonzept wurde vom Institut für Gesundheit und Generationen (IGG) in Kooperation mit der Fakultät Soziales und Gesundheit erarbeitet.

Im Rahmen eines Interreg-Projekts untersuchte das IGG, wie eine grenzüberschreitende Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf in der Gemeinde Balderschwang gelingen kann. Balderschwang sieht sich bei der Organisation einer professionellen ambulanten Pflege mit einer großen Herausforderung konfrontiert. Die im deutschen Alpenraum einzigartige topographische Lage der Gemeinde erfordert eine deutsch-österreichisch grenzüberschreitende pflegerische Versorgung. Die Erbringung der Pflegeleistungen soll im konkreten Fall durch den Sozialsprengel Vorderwald mit Hauptsitz in Langenegg erfolgen.

Zur Erarbeitung des Handlungskonzeptes wurden rechtliche Rahmenbedingungen in beiden Regionen geklärt, Gespräche mit Expertinnen und Experten geführt sowie Vergleiche mit anderen Grenzregionen vorgenommen.

In zwei partizipativen Workshops wurden die Wünsche und Bedarfe der Gemeinden erhoben sowie konkrete Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der häuslichen Pflegesituation erarbeitet. Intensive Recherchen und ein ausführlicher Austausch mit dem Sozialsprengel Vorderwald ermöglichten ein Verständnis der unterschiedlichen Pflegesysteme und Versorgungsansätze.
Es ergab sich das Bild einer unklaren Rechtslage in der grenzübergreifenden europäischen Zusammenarbeit in Bezug auf die pflegerische Versorgung.

Die entwickelten Handlungsempfehlungen zeigen bereits im Sozialgesetzbuch XI verankerte Optionen auf, welche die Einwohner Balderschwangs jedoch im Vergleich zu anderen Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern finanziell benachteiligen würden. Eine dargelegte Alternative wäre die rechtliche Klarstellung durch ein Sozialgerichtsverfahren.
Im Zentrum der nun vorgelegten Planungen steht ein befristeter Modellversuch. Der Sozialsprengel Vorderwald kann dabei in transparenter Abstimmung mit den Pflegekassen und Allgäuer Pflegediensten pflegerische Leistungen in Balderschwang erbringen und abrechnen. Die üblichen Vorgaben hinsichtlich Zulassung, Abrechnung und Kontrolle sollen dabei vorübergehend und passgenau modifiziert werden. Diesen Lösungsansatz gilt es nunmehr weiterzuverfolgen und in der Praxis zu implementieren.

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