Telefonsimulator mit Spracherkennung als Therapiewerkzeug

Auch in der heutigen Zeit gehören Telefonate immer noch zum Alltag. Dabei haben zunehmend mehr Menschen Angst davor Anrufe zu führen. Diese Erscheinung, allgemein als Telefonangst bezeichnet, gewinnt zunehmend an Relevanz in der Öffentlichkeit und Forschung. Durch eine bisher nicht abgeschlossene Einordnung des Phänomens sind speziell dafür ausgelegte Hilfsmittel allerdings kaum vorhanden.
Die nachfolgende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung einer interaktiven Simulation zur Hilfe bei Telefonangst. Ziel ist es zu erforschen, wie eine solche Anwendung konzeptioniert sein muss und was sie beinhalten sollte, um Betroffenen bei Routineanrufen zu helfen und ihre Angst zu lindern.
Um dies zu erreichen, wird der aktuelle Wissensstand bezüglich Telefonangst vorgestellt, sowie vorhandene Lösungsansätze in Form von bestehenden Bewältigungsstrategien, Therapieansätzen, sowie digitalen Gesundheitsanwendungen beleuchtet. Darüber hinaus werden hauptsächlich Erkenntnisse zu Kommunikationsverhalten, Angstursachen, Auswirkungen und Nutzererwartungen von Angstbetroffenen präsentiert, die in einer eigenen Umfrage erhoben wurden.
Es folgt die Ausarbeitung eines Prototyps auf Basis des gewonnenen Wissens, welcher eine mögliche Umsetzung für ein digitales Hilfsmittel aufzeigt. Dabei wird insbesondere auf die konzeptionelle und technische Umsetzung von simulierten Routineanrufen, interaktiver Gesprächsvorbereitung, einer Anrufwiedergabe sowie einem Problemanruf, samt Bewältigungsstrategie eingegangen und deren Auswahl begründet.
Abschließend erfolgt die Evaluation der Anwendung durch einen Vergleich zwischen einer Testgruppe und einer Kontrollgruppe. Die Bewertung stützt sich auf Pulsdaten, Ergebnissen der „Liebowitz Social Anxiety Scale“ sowie auf Interviews, die in der Testgruppe durchgeführt wurden.
Zusammenfassend konnte keine direkte Verbesserung oder Verschlechterung der Telefonangst durch die Anwendung festgestellt werden, weder im Allgemeinen noch in den spezifischen Kategorien. Es stellte sich jedoch heraus, dass die simulierten Anrufe ähnliche körperliche Reaktionen hervorriefen wie ihre realen Vorbilder, was sie für eine Intervention durchaus vielversprechend macht. Weiterhin geschätzt wurden das sichere Durchlaufen von Problemanrufen und die Methoden der gewaltfreien Kommunikation zur Bewältigung dieser. Auch die Gesprächsvorbereitung in Form von Checklisten wurde von den Nutzern als erfolgsversprechend bewertet. Das letztendliche Ausbleiben einer Verminderung der Telefonangst wurde abschließend darauf zurückgeführt, dass ein einziger Durchlauf der Simulation für eine messbare Angstreduktion nicht ausreicht.
Ausgezeichnet
Diese Bachelorarbeit wurde mit dem Deutschen Multimediapreis "mb21" in der Sonderkategorie "iCare" 2024 ausgezeichnet. Die Verleihung fand im Rahmen des Medienfestivals im November in Dresden statt und wurde parallel online übertragen.

