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25.03.2024

Gerontopsychiatrie in Bewegung

Ein Projekt des Bachelorstudiengangs Gerontologische Pflege und Therapie an der Hochschule Kempten wird am BKH Kaufbeuren in die Praxis umgesetzt.

Vier Studentinnen des berufsbegleitenden Studiengangs Gerontologische Pflege und Therapie an der Hochschule Kempten unter der Leitung von Prof. Dr. Barbara Terborg setzten sich im vergangenen Semester in ihrer Projektarbeit mit dem Thema der körperlichen Aktivität und den Bewegungsmöglichkeiten in der stationären Gerontopsychiatrie auseinander. Die langjährige Berufserfahrung der zwei Projektteammitglieder Annika Gerum und Eva Wittwer im gerontopsychiatrischen Akutbereich sowie von Vera Hertner im geriatrischen Reha-Bereich zeigten sich inhaltlich wertvoll. Diese wurde komplettiert durch die vielfältige Berufserfahrung im sozialen Bereich des vierten Teammitglieds, Marion Hemmer-Bachmann.

Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die wöchentliche körperliche Bewegung der ab 65-Jährigen gibt zu den für alle Erwachsenen geltenden Angaben an, dass ältere Menschen an drei oder mehr Tagen in der Woche abwechslungsreiche, mehrkomponentige körperliche Aktivitäten durchführen sollten. Bei diesen sollten Balance und Kraft im Vordergrund stehen, um die funktionelle Leistungsfähigkeit und das Gleichgewicht zu verbessern und Stürzen vorzubeugen. Die körperliche Aktivität ist einer der wichtigsten Indikatoren für die Selbstständigkeit und die Lebensqualität älterer Menschen. Auf allen Ebenen der gerontopsychiatrischen Versorgung ist daher die zielgerichtete körperliche Aktivierung von Patientinnen und Patienten ein zentraler Bestandteil der multiprofessionellen Verantwortung.

Genügend Gründe, ein Bewegungsprogramm für die stationäre gerontopsychiatrische Behandlung zu erstellen und zu implementieren. Ausgewählt wurde die Gerontopsychiatrische Station GP01 in den Bezirkskliniken Schwaben am Standort Kaufbeuren, dem Arbeitsplatz der beiden Projektteammitglieder Annika Gerum und Eva Wittwer. Die Implementierung des Bewegungsprogramms soll dazu beitragen, die allgemeine Gesundheit und Mobilität der an Demenz erkrankten Patienten zu verbessern. Die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern und Verhaltenssymptome der Demenz zu reduzieren und somit auch das Wohlbefinden zu steigern sind Ziele dieses Projekts. Das Bewegungsprogramm wird speziell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten demenzkranker Patienten abgestimmt.

Zu Beginn des stationären Aufenthalts der zu Behandelnden wird durch gezieltes Assessment, in Form von physiologischen Tests, die körperliche Leistungsfähigkeit erfasst. Anhand der Ergebnisse wird das Bewegungsprogramm erstellt. Das Programm setzt sich aus einem „Trainingskarussell“ und dem „Bewegten Flur“ zusammen. Beim „Trainingskarussell“ werden dreimal wöchentlich im Laufe eines Tages vier je 20-minütige körperliche Bewegungseinheiten angeboten. Hierbei wird zwischen Ausdauertraining und Krafttraining abgewechselt. Wiederkehrende Ruhe- und Aktivitätsphasen zur Erleichterung der Tagesstrukturierung in der stationären Pflege sind ein wesentliches Merkmal dieses Bewegungsprogramms. Der „Bewegte Flur“ beinhaltet Kraft-, Gleichgewichts- und Beweglichkeitsübungen und ist jederzeit in den Stationsalltag integrierbar, entweder nach Möglichkeit selbstständig oder mit gezielter Begleitung. Ziel ist hier einen Anreiz zur selbstständigen zielgerichteten körperlichen Aktivierung zu geben.

Komplettiert wird dieses Programm mit dem „Gleichgewichtspfad“: Mit Begleitung werden hier Bewegungen des täglichen Lebens wie Treppensteigen, Türen öffnen und schließen sowie solche für die Balance durchgeführt. Durch die realitätsnahen Übungen verbessern sich die Alltagsbewegungen und maximieren so den Nutzen. Das Bewegungsprogramm wird durch ein multiprofessionelles Team durchgeführt. Dieses verfügt sowohl über Kenntnisse in der Demenzpflege, als auch über Erfahrung in der therapeutischen Betreuung.

Der Startschuss für das Projekt, die Kick-off Veranstaltung, fand am 16. Januar 2024 vor Ort statt. Zu dieser kamen sowohl das beteiligte Pflegeteam und die Stationsleitungen als auch die beteiligten Therapeutinnen und Therapeuten, der Oberarzt, die Klinikleitung, Qualitätsbeauftragte und die Dozentin der Hochschule Kempten, die das Projekt betreut. Das Bewegungsprogramm wird auf der Gerontopsychiatrischen Station GP01 am BKH Kaufbeuren implementiert und anhand der Projektplanung kontinuierlich evaluiert.

Interessiert am berufsbegleitenden Studiengang Gerontologische Pflege und Therapie? Dann informiere dich hier.

Bildunterschrift: Marion Hemmer-Bachmann (von links), Annika Gerum und Eva Wittwer stellen das Projekt vor. Foto: Hochschule Kempten/Annika Gerum

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