Am IGG startet in Kooperation mit der AOK Bayern ein neues Forschungsprojekt zur Alltagsbegleitung in der häuslichen Pflege. In den kommenden drei Jahren wird der Frage nachgegangen, wie die Lebensqualität von zu Hause lebenden Pflegebedürftigen gestärkt und deren Selbstständigkeit durch ehrenamtliche Alltagsbegleitungen gefördert werden kann. Ziel ist es, der Gebrechlichkeit entgegenzuwirken beziehungsweise sie zu verlangsamen. Gesucht werden ab dem kommenden Jahr ehrenamtlich tätige Alltagsbegleitungen aus dem bayerischen Allgäu, die Interesse haben, am Projekt teilzunehmen.

Der Projekttitel "BeStärken+" steht für "Bewegen und Stärken: Gesundheitsförderung in der Alltagsbegleitung". Der Fokus des Vorhabens liegt in der Qualitätsverbesserung der bestehenden Versorgung für Pflegebedürftige. Alltagsbegleiter*innen sollen in die Lage versetzt werden, evidenzbasierte Interventionen mit Pflegebedürftigen in deren Zuhause umzusetzen. Darunter etwa Aktivitäten zur Stärkung der Mobilität oder Spiele, die das Gedächtnis trainieren. Ziel ist es, die Interventionen passgenau auf die Bedürfnisse älterer Menschen im häuslichen Umfeld abzustimmen. Neben Aktivitäten zur körperlichen Stärkung, werden auch ernährungsbezogene und psychosoziale Elemente berücksichtigt.

In Deutschland leben derzeit rund 4,1 Millionen Menschen mit Pflegebedarfen, die überwiegende Mehrheit davon im ambulanten Bereich. Die Aufrechterhaltung der Selbstständigkeit und körperlichen Fähigkeiten ist von entscheidender Bedeutung, um den Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu sichern. Aufgrund zeitlich ausgelasteten Therapeuten*innen und fehlenden ambulanten Angeboten in ländlichen Strukturen, kann dieses Ziel oft nicht in vollem Umfang erreicht werden. Daher wird es als essenziell angesehen, Nicht-Fachkräfte in die Stärkung von Selbstständigkeit, Mobilität und Lebensqualität einzubinden.

Ehrenamtlich tätige Alltagsbegleitungen sollen im Rahmen von speziellen Schulungen auf diese förderlichen Aktivitäten vorbereitet werden, die sie dann in ihre bisherigen Tätigkeiten integrieren können. Zur Bewertung der Praktikabilität und Machbarkeit der Interventionen werden Befragungen durchgeführt. Diese Befragungen sollen Erkenntnisse über den gewünschten Umfang und die Qualität der Fortbildungen, die Akzeptanz der Interventionen seitens der Beteiligten sowie Herausforderungen bei der Umsetzung liefern. Mit Erhebungen vor und nach der Umsetzung von BeStärken+ sollen zudem erste Hinweise zur Wirksamkeit von körperbezogenen und psychosozialen Aktivitäten Pflegebedürftigen ermöglicht werden.

Das Projekt ist am Institut für Gesundheit und Generationen (IGG) an der Hochschule in Kempten angesiedelt. Es wird in Kooperation mit der AOK Bayern durchgeführt. Das Projekt wird vom GKV-Spitzenverband im Rahmen des Modellprogramms zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung nach § 8 Abs. 3 SGB XI vom 1. Oktober 2023 bis Herbst 2026 gefördert.