Hochschule Kempten beteiligt sich an Positionspapier

Kempten.Wie lässt sich private Überschuldung besser verstehen, sichtbar machen und Betroffene bei der Bewältigung unterstützen? Das neue Positionspapier zur Überschuldungsforschung „Leerstellen und zukünftige Strategien“, das unter Beteiligung von Prof. Dr. Patricia Pfeil der Hochschule Kempten entstanden ist, benennt wichtige Lücken in der Überschuldungsforschung und fordert eine stärkere, interdisziplinär ausgerichtete Forschungsagenda.
Fehlende Daten und unzureichende Studien
Mehr als fünf Millionen Erwachsene in Deutschland gelten als überschuldet – mit gravierenden sozialen, gesundheitlichen und ökonomischen Folgen. Doch die genaue Zahl der Betroffenen ist nicht sicher erfasst, und auch die langfristigen Auswirkungen von Überschuldung sind noch nicht umfassend untersucht worden. In der Wissenschaft fehlen nach wie vor vollständige Daten, systematische Studien und eine kohärente Forschungsperspektive zum Thema Überschuldung.
„Die Forschungslandschaft stellt sich fragmentarisch dar“, erläutert Prof. Dr. Patricia Pfeil. „Themen wie der Zusammenhang mit anderen sozialen Risiken, die langfristigen Auswirkungen von Überschuldung auf Paare und Familien oder die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Folgen von privater Überschuldung sind kaum beleuchtet. Dies ist aber nötig, um Lösungsansätze für Politik und Praxis zu finden.“
Lücken in der Forschung schließen
Im Rahmen eines von der VolkswagenStiftung geförderten Workshops haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Praxis zentrale Forschungsbedarfe identifiziert und im nun veröffentlichten Positionspapier zusammengetragen. Die wichtigsten Forderungen:
- Eine verlässliche Datenbasis zur Ver- und Überschuldung,
- Der Aufbau eines dauerhaften, interdisziplinären Forschungsnetzwerks
- Verbindliche Qualitätsstandards
- Ein besserer Transfer zwischen Wissenschaft Beratung und Politik
Die Autorinnen betonen, dass Überschuldung kein individuelles Versagen ist, sondern eng mit strukturellen Ungleichheiten, begrenzten Lebenschancen und sozialer Ausgrenzung verknüpft ist. Forschung sollte diesen Kontext berücksichtigen und zur Förderung gesellschaftlicher Teilhabe beitragen. Das aus dem Workshop entstandene Forschungsnetzwerk soll künftig weiter wachsen und sich den bestehenden Lücken in Forschung und Praxis widmen.
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Patricia Pfeil
Tel.: +49 (0) 831-2523-9119 | patricia.pfeil@hs-kempten.de
Über das Positionspapier
Das Positionspapier entstand im von der VolkswagenStiftung geförderten Scoping-Workshop „Ver- und Überschuldungsforschung“. Beteiligt waren Dr. Sally Peters und Caro Berndt vom institut für finanzdienstleistungen e. V. (iff), Prof.in Dr. Kerstin Herzog von der Hochschule RheinMain, Prof.in Dr. Eva Münster von der Universität Witten/Herdecke und Prof.in Dr. Patricia Pfeil von der Hochschule Kempten.
Zur Langfassung: https://www.iff-hamburg.de/wp-content/uploads/2025/05/Positionspapier_Ueberschuldungsforschung.pdf
Zur Kurzfassung: https://www.iff-hamburg.de/wp-content/uploads/2025/05/Positionspapier_Ueberschuldungsforschung-Kurzfassung.pdf
Foto: Titelbild des Positionspapiers „Leerstellen und zukünftige Strategien“; Bildnachweis: Adobe Stock / Olivier Le Moal