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17.08.2021

Projekt „Food-Fill“ geht in die nächste Phase: Go-live der Version 2 des nachhaltigen Abfüllautomaten

Das Ziel des Projekts „Food-Fill“ an der Hochschule Kempten ist es, verpackungsfreies Einkaufen von kühlpflichtigen Lebensmitteln im Handel zu ermöglichen. Mit dem 3D-gedruckten Abfüllautomaten ist dieses Ziel nun in greifbare Nähe gerückt. Nach seiner ersten erfolgreichen Bewährungsprobe letztes Jahr fand nun der zweite Test im PurNatur, dem Naturkostladen der Bahnhof Apotheke Kempten, statt.

Der nachhaltige Abfüllautomat des Projekts „Food-Fill“ stand zum Testen im Naturkostladen PurNatur. V. l. n. r.: Prof. Dr. Wolfgang Hauke, Präsident der Hochschule Kempten, Dietmar Wolz, Inhaber Pur Natur, Prof. Dr. Regina Schreiber, Wissenschaftliche Leitung KLEVERTEC, Christian Zeberle, Wissenschaftlicher Mitarbeiter KLEVERTEC, Oliver Hauser, wissenschaftlicher Mitarbeiter KLEVERTEC, Pit Schulenburg, Student Game Engineering an der Fakultät Informatik, Ana Castro, Studentin Lebensmittel- und Verpackungstechnologie an der Fakultät Maschinenbau (Foto: Hochschule Kempten)

Mit Hilfe des Automaten können gekühlte Produkte wie Frischkäse und Joghurt in Selbstbedienung abgefüllt werden. Bei seinem Go-live im PurNatur konnten die Testesserinnen und -esser eigenständig und unkompliziert einen Joghurt abfüllen. Hierbei ist vor allem die Hygiene besonders wichtig, wie Prof. Dr. Regina Schreiber, Leiterin des Kompetenzzentrums für angewandte Forschung in der Lebensmittel- und Verpackungstechnologie KLEVERTEC, erklärt: „Der Verbraucher möchte eine hygienische Abfüllung haben und einen sauberen Automaten. Darin lag eine große Herausforderung. Aber das Hygienekonzept haben wir baulich gut umgesetzt und wir sind sehr stolz darauf.“

Der Apparat und das Konzept überzeugten, die Resonanz im PurNatur war durchweg positiv. Das erfreute natürlich auch die Studierenden und Mitarbeitenden, die sich in den letzten Jahren diesem Projekt gewidmet hatten und für die es nun ein besonderer Moment ist, die eigene Arbeit im Laden zu sehen. Der Abfüllautomat ermöglicht es, nahezu verpackungsfrei gekühlten Joghurt zu genießen. Beim Testessen wurden dafür erst einmal Waffelbecher verwendet. Zukünftig sind Pfandgläser eine ideale Lösung, oder die Kundschaft bringt eigene Behältnisse mit.

Gemeinsam für die Nachhaltigkeit

Der erste Gedanke an einen nachhaltigen Abfüllautomaten kam Projektleiterin Prof. Dr. Regina Schreiber bei einem Besuch in einem Unverpackt-Laden 2017. Alle Produkte konnten dort in Selbstbedienung ohne Verpackung dosiert werden, mit Ausnahme von gekühlten Milchprodukten wie Frischkäse und Joghurt. Dafür gab es schlicht noch keine hygienische Lösung.

Um diese Idee in die Tat umzusetzen, entwickelten Studierende, beginnend im Studiengang Lebensmittel- und Verpackungstechnologie, zusammen mit wissenschaftlichen Mitarbeitenden sowie Professoren und Professorinnen den Automaten am hochschuleigenen Forschungsinstitut KLEVERTEC. Mittlerweile haben über 50 Studentinnen und Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen aus den Fakultäten Maschinenbau, Informatik und Betriebswirtschaft zusammen an „Food-Fill“ gearbeitet. „Dieses Projekt verdeutlicht das Motto der Hochschule ,Kompetenz durch vernetzte Vielfalt‘“, lobt Hochschulpräsident Prof. Dr. Wolfang Hauke die hervorragende Kooperation.

Besonders spornte es die Studierenden an, mittels Technologie interdisziplinäre Lösungen für das gesellschaftliche relevante Thema Nachhaltigkeit zu finden. Diese Teamarbeit wurde im Herbst 2019 mit dem VDMA-Hochschulpreis „Bestes Maschinenhaus 2019“ belohnt, einem der renommiertesten Lehrpreise für Ingenieurwissenschaften in Deutschland. Die Praxisnähe und das interdisziplinäre Arbeiten überzeugten die Jury.

Der Apparat mit einem Fassungsvermögen von fünf Litern wurde im Mai 2020 fertiggestellt und feierte noch im selben Monat seine Premiere. Damals konnte erst einmal nur Frischkäse dosiert werden, aber nun wurde die Abfüllung weiterentwickelt, so dass auch andere Produkte, wie zum Beispiel Joghurt, so verfügbar sind. Erfreulich für alle Beteiligten ist auch, dass für das Projekt ein Industrialisierungspartner gewonnen werden konnte. Ebenso wurde im Juli 2021 eine internationale Patentanmeldung veröffentlicht und die Konzeption eines Multi-Fill-Systems ist in vollem Gange.

Seit der ersten Idee von Prof. Schreiber ist das Projekt „Food-Fill“ stets gewachsen und eröffnet neue Wege – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Es bleibt spannend, wohin diese noch führen werden. Die Vorbereitungen in Richtung Industrialisierung laufen bereits auf Hochtouren und das Projektteam freut sich darauf, dass Food-Fill hoffentlich vielen Verbraucherinnen und Verbraucher weitere Möglichkeiten für ein verpackungsfreies Einkaufen von kühlpflichtigen Produkten ermöglicht.

Weitere Informationen zur Arbeit von Prof. Dr. Regina Schreiber und KLEVERTEC, dem Kompetenzzentrum für angewandte Forschung in der Lebensmittel- und Verpackungstechnologie, finden Sie hier.

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