Projekt BeStärken+: Fortbildung für alltagsbegleitende Personen

Vor Kurzem hat das IGG - Institut für Gesundheit und Generationen im Rahmen des Projekts Bestärken+ eine Zusatzfortbildung für Alltagsbegleitende organisiert. An der Fortbildung nahmen 13 Personen teil, die Pflegebedürftige in deren häuslichen Umfeld begleiten. Die Fortbildung wurde von den Projektmitarbeiterinnen Dr. Monika Pauls und Doris Immerz durchgeführt.
Die Rolle von Alltagsbegleitungen
In Deutschland leben rund 4,1 Millionen Menschen mit Pflegebedarf. Therapien sind ausgelastet, im ländlichen Bereich mangelt es an ambulanten Angeboten. Deshalb ist es essenziell, Nicht-Fachkräfte in die Stärkung von Selbstständigkeit, Mobilität und Lebensqualität dieser Menschen einzubinden. Sogenannte Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter unterstützen pflegebedürftige Menschen gerade aus diesem Grund. Dabei umfassen die Aktivitäten der Alltagsbegleitungen eine ganze Bandbreite: "Ich komme zum Reden, zum Kochen, zum Duschen, zum Singen oder fürs Gedächtnistraining – alles, wonach sie Bedarf haben und was ihnen gut tut", fasst Sonja zusammen, Fortbildungsteilnehmerin und ambulante Seniorenbetreuerin bei der Caritas.
Zwar decken die Tätigkeitsfelder von Alltagsbegleitenden auch praktische Tätigkeiten ab, wie Hilfen im Haushalt oder die Zubereitung von Mahlzeiten, doch liegt bei der Alltagsbegleitung ein besonderer Fokus auf der sozialen Interaktion und dem Leisten von Gesellschaft. Christine, Fortbildungsteilnehmerin und Alltagsbegleiterin aus der Familien- und Verhinderungspflege, verdeutlicht dies folgendermaßen: "Die Arbeit des Alltagsbegleiters wird leider wenig gesehen. Es wird tatsächlich oft verwechselt mit dem Bild, dass da jemand kommt und der Mutter oder dem Vater die Wohnung putzt. Aber wir geben so viel mehr. Uns sind so wenige Stunden geschenkt und diese dann mit Fenster putzen zu verbringen, ist schade. Die älteren Menschen möchten das auch oft gar nicht. Sie möchten erzählen können, etwas unternehmen können, doch auch mal nach draußen kommen."
Inhalte der Fortbildung: Wissen, Praxis und Vernetzung
Bewegung, Wohlbefinden und Ernährung: Das sind die Themenschwerpunkte der BeStärken+-Zustatzfortbildung für Alltagsbegleitende. In insgesamt acht Unterrichtseinheiten à 45 Minuten lernen die Teilnehmenden Aktivitäten in diesen Bereichen kennen, die sie mit den Pflegebedürftigen ausführen können. Das können zum Beispiel sitzende oder stehende Bewegungsübungen sein, die für den Muskelerhalt im Alter essenziell sind. Dafür wird von den Projektleiterinnen zunächst Input aus der Forschung gegeben: Welche Methoden der Vermittlung gibt es? Gibt es Strategien, mit denen sich Pflegebedürftige für Bewegungsübungen motivieren lassen?
Auf den theoretischen Teil folgt eine Praxisübung: Gemeinsam setzt sich die Gruppe in einen Stuhlkreis. Eine teilnehmende Person leitet eine ihr zugewiesene Bewegungsübung so an, als wären die anderen ebenfalls pflegebedürftige Menschen. Für die Anleitungen gibt es im Anschluss sowohl aus der Gruppe als auch von den Projektleiterinnen Feedback.
Neben Wissensvermittlung und praktischen Übungen fungiert die Fortbildung aber auch als zentraler Raum für Vernetzung und Austausch. Viele Teilnehmende stehen in ihrer Tätigkeit als Alltagsbegleitender vor denselben oder ähnlichen Herausforderungen. Während der Fortbildung haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, voneinander zu lernen, Strategien miteinander zu teilen und ihre Motivation zu reflektieren.
Im Laufe der Fortbildung erhalten alle Teilnehmenden einen kleinen Koffer. Dieser ist mit Materialien für die Praxis und Heften befüllt, die die Fortbildungsinhalte enthalten – von theoretischen Konzepten aus der Wissenschaft über beschriebene Übungen für die Praxis. Christine resümiert: "Die Übungen der Fortbildung sind wirklich sehr fundiert und einfach in den Heftchen beschrieben. Man kann sie gut nacharbeiten. Oftmals fehlt einem nach Fortbildungen der eigene Anreiz dafür und ich muss ehrlich gestehen, dann vergesse ich die Übungen auch wieder. Aber mit den Heftchen kann man gut dranbleiben."
Kommende Fortbildungstermine:
- Landsberg am Lech (ganztägig): Freitag, 11. April 2025, 8:30 – 16:30 Uhr
- Augsburg (ganztägig): Dienstag, 13. Mai 2025, 9:00 – 16:30 Uhr
- Marktoberdorf (zweiteilig): Mittwoch, 14. Mai 2025, 16:00 – 19:30 Uhr Freitag, 16. Mai 2025, 16:00 – 19:30 Uhr
- Neu-Ulm (ganztägig): Dienstag, 27. Mai 2025, 10:00 – 17:00 Uhr
Bei Interesse und Fragen kontaktieren Sie gerne das Projektteam:
per Telefon: 0831 2523-9227 oder 0831 2523-9144 (Mo-Mi)
per E-Mail unter BeStaerken@hs-kempten.de.
Das Projekt BeStärken+
In dem Projekt BeStärken+ wird der Frage nachgegangen, wie die Lebensqualität von zu Hause lebenden Pflegebedürftigen gestärkt und deren Selbstständigkeit durch ehrenamtliche und angestellte Alltagsbegleitungen gefördert werden kann. Der Fokus des Vorhabens liegt in der Qualitätsverbesserung der bestehenden Versorgung von Pflegebedürftigen. Alltagsbegleiterinnen und Alltagsbegleiter sollen in die Lage versetzt werden, evidenzbasierte Interventionen mit Pflegebedürftigen in deren Zuhause umzusetzen. Das Projekt wird in Kooperation mit der AOK Bayern durchgeführt und vom GKV-Spitzenverband im Rahmen des Modellprogramms zur Weiterentwicklung der Pflegeversicherung nach § 8 Abs. 3 SGB XI gefördert.
Über das IGG – Institut für Gesundheit und Generationen
Das IGG widmet sich der interdisziplinären Forschung in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention sowie Versorgung im Alter und hat sich dabei zum Ziel gesetzt, Praxis, Lehre und Forschung miteinander zu verbinden.
Fotos: Von Fachvorträgen zu praktischen Bewegungsübungen: Die Kurseinheiten der BeStärken+-Fortbildung sind vielfältig;
Bildnachweis: Charlotte Nate / HS Kempten




