Präventionsprogramm von Studierenden für Studierende

Die Hochschule Kempten engagiert sich aktiv in der Prävention von Cannabiskonsum unter jungen Erwachsenen und ist Teil des Modellprojekts „CannaPeer – Cannabisprävention an bayerischen Berufsschulen sowie Hochschulen und Universitäten“. Das Projekt, das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert wird, setzt auf einen Peer-to-Peer-Ansatz, um Studierende auf Augenhöhe anzusprechen und für einen bewussten Umgang mit Cannabis zu sensibilisieren.
Peer-to-Peer-Prävention: Authentisch und effektiv
Im Mittelpunkt des Projekts stehen Studierende, die als sogenannte Peers geschult werden und eigenständig Präventionsmaßnahmen für ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen entwickeln. Dieser Ansatz nutzt die Nähe und Authentizität unter Gleichaltrigen, um Informationen niedrigschwellig, glaubwürdig und zielgruppengerecht zu vermitteln. Ziel der Peer-Aktionen ist es, aufzuklären, zu sensibilisieren und zur Reflexion anzuregen. Insbesondere sollen Nicht-Konsumierende in ihrer Abstinenz gestärkt und Konsumierende dazu motiviert werden, ihr Verhalten zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. Die Aktionen umfassen unter anderem Wissensvermittlung über Risiken und Auswirkungen des Cannabiskonsums, Förderung von Risikobewusstsein und Entscheidungsfähigkeit sowie die Stärkung von Kompetenzen, wie Selbstkontrolle und Problemlösungsfähigkeit.
Relevanz für junge Erwachsene
Die aktuelle Datenlage zeigt, dass Cannabiskonsum insbesondere in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen weit verbreitet ist. Laut dem Alkoholsurvey der BZgA aus dem Jahr 2021 haben über 50 % der jungen Erwachsenen bereits Erfahrungen mit Cannabis gesammelt, und 12 % konsumieren regelmäßig. Besonders vor dem Hintergrund der kontrollierten Abgabe von Cannabis sieht das Projekt einen dringenden Bedarf, gezielt junge Erwachsene anzusprechen – eine Gruppe, die bislang in Präventionsmaßnahmen oft vernachlässigt wurde.
Die Rolle der Hochschule Kempten
Die Hochschule Kempten ist einer von drei Pilotstandorten des Projekts. Vor Ort wird ein Präventionsprogramm entwickelt, das auf die Bedürfnisse der Studierenden eingeht. Nach der Akquise und Schulung interessierter Studierender entwickeln die Peers im Rahmen eines Seminars individuelle Präventionsaktionen, die an der Hochschule umgesetzt werden. Dazu gehören Workshops mit Studierenden und Berufsschülern, Spieleabende mit selbstentwickelten Spielen, Filmabende, Podcasts, Infoveranstaltungen sowie die Gestaltung von Infomaterialien.
„Unser Ziel ist es, Studierende nicht nur zu informieren, sondern sie aktiv in die Präventionsarbeit einzubinden. Damit schaffen wir einen nachhaltigen Ansatz, der Wissen vermittelt und langfristig zu verantwortungsvollen Entscheidungen beiträgt“, betont Projektkoordinatorin Dr. Mara Müller.
Förderung und Ausblick
Das Gesamtprojekt an den drei Standorten wird mit rund 470.000 Euro durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention gefördert und läuft bis Dezember 2025. Neben der Präventionsarbeit vor Ort wird es wissenschaftlich begleitet, um die Wirksamkeit des Peer-to-Peer-Ansatzes zu evaluieren und übertragbare Empfehlungen für andere Hochschulen und Universitäten abzuleiten.
Bildnachweis: Adobe Stock/Shane Cotee